Der BVB startet von Platz 17 in die Bundesliga-Rückrunde - und in den Abstiegskampf. Stadionsprecher und Vereinsikone Norbert Dickel glaubt trotzdem an seine große Liebe. Kritik an Trainer Klopp lässt er nicht gelten.
SPIEGEL ONLINE: Herr Dickel, als wir uns per E-Mail zu diesem Gespräch verabredeten, verabschiedeten Sie sich mit "schwarz-gelben Grüßen". Geht Ihnen diese Formulierung noch immer leicht von der Hand?
Norbert Dickel: Na hören Sie mal, neben meiner Frau ist Schwarzgelb meine große Liebe!
SPIEGEL ONLINE: Sie spüren also gerade so etwas wie Liebeskummer?
Dickel: Es tut weh, ja, und ich bin traurig. Mein BVB gehört einfach nicht dort unten hin, auf Platz 17. Aber ich bin auch zuversichtlich, dass alles wieder gut wird.
SPIEGEL ONLINE: Was macht Sie so optimistisch?
Dickel: Ich war während der vergangenen Wochen mit der Mannschaft zusammen, unter anderem im Trainingslager in Spanien. Bis auf die Asien- und Afrika-Cup-Teilnehmer waren alle Spieler dabei. Sie haben sich gut verstanden, hart gearbeitet und sie sind heiß. Der Abstand vom Alltag hat ihnen gut getan, die Einstellung stimmt wieder.
SPIEGEL ONLINE: Wie ging es den Spielern, bevor sie endlich Winterpause hatten?
Dickel: Sie waren natürlich verunsichert und erschöpft, klar war auf dem Platz letztlich auch ein bisschen Angst dabei. Kein Wunder nach dieser Hinrunde. Sie brauchten eine Auszeit vom ständigen Negativdenken, mussten raus aus der Abwärtsspirale. Das ist in La Manga gelungen, die Jungs haben wieder Bock auf Fußball.

SPIEGEL ONLINE: Was ist Jürgen Klopps Plan für den Klassenerhalt?
Dickel: Theoretisch ist es im Fußball ja ganz einfach, Erfolg zu haben: Man muss weniger Tore kassieren und mehr Tore schießen. Das ist auch unser Plan, daran hat die Mannschaft gearbeitet.
SPIEGEL ONLINE: Wenn es so einfach ist: Warum hat das mit dem Fußball zuletzt nicht mehr geklappt in Dortmund?
Dickel: Die Gründe dafür wurden oft genug genannt und diskutiert, ich wiederhole sie aber gern noch einmal. Es war eine unglückliche Mischung aus Verletzungen, mangelndem Training, Pech und auch individuellen Fehlern. Fehler, die so nicht mehr passieren werden. Davon bin ich überzeugt.
SPIEGEL ONLINE: So wie Sie im Verein nach Gründen für die Krise suchten, hat sich auch der Rest von Fußballdeutschland den Kopf darüber zerbrochen, was schief läuft beim BVB. Manch einer glaubt, Klopp sei nicht mehr der Richtige für den Job.
Dickel: Ich kann es nicht mehr hören, diese Experten sollen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Jürgen ist der beste Trainer, den Dortmund haben kann, er passt zu uns wie kein anderer. Kennen Sie die Trainerentlassungsstatistiken?
SPIEGEL ONLINE: Welche meinen Sie?
Dickel: In 50 Prozent der Fälle hilft es, den Coach zu wechseln. Bei der anderen Hälfte geht es so oder schlechter weiter. Wozu also das Risiko eingehen? Doch nicht nur, weil es alle anderen so machen. Der BVB hat das nicht nötig.
SPIEGEL ONLINE: Halten Sie auch die Kritik an Klopps kräftezehrendem Spielstil für überzogen?
Dickel: Als ob Dortmund die einzige Mannschaft wäre, die viel rennt! Die Diskussion ist doch Kappes. Als es gut lief, haben uns genau dafür viele gelobt, auch Menschen mit Fußballsachverstand. Trainer haben versucht, sich Dinge bei uns abzugucken. Es ist scheinheilig, zu sagen, dass das plötzlich alles schlecht ist.
SPIEGEL ONLINE: Als Stadionsprecher sind Sie dafür verantwortlich,
für Emotionen auf der Tribüne und auf dem Platz zu sorgen. Täte dem BVB vielleicht manchmal etwas mehr Nüchternheit gut?
Dickel: Warum sollten wir uns verstellen? Einen Gang zurückschalten, das können wir nicht, wir können nur Vollgas. Und ich werde jetzt ganz sicher nicht damit anfangen, die Fans vor den Spielen zur Mäßigung aufzurufen. Wenn ich kommende Woche unser erstes Heimspiel gegen Augsburg anmoderiere, werde ich alle im Stadion dazu auffordern, bis zum Ende zu kämpfen.
SPIEGEL ONLINE: Es gab zuletzt sogar eine Diskussion darum, ob die Dortmunder Fans zu nett zu ihrer Mannschaft sind.
Dickel: Das ist absurd. Unsere Anhänger haben eine tiefe Verbundenheit mit dem Verein, sie sind dankbar für sechs wunderbare Jahre voller Fußballgenuss. Von denen haut keiner einfach so in den Sack, auch wenn er derzeit unzufrieden ist.
SPIEGEL ONLINE: Sie sagen von sich, dass Sie 24 Stunden am Tag im Auftrag des BVB unterwegs sind. Für viele Fans sind Sie das Gesicht des Vereins. Mussten Sie auch einstecken in den vergangenen Monaten?
Dickel: Beschimpft wurde nicht. Aber es war schlimm genug, wenn jemand zu mir kam, und sagte: 'Es tut mir so leid für euch'. Keiner will Mitleid. Und wir haben auch gar keines nötig.
Zur Person
Dickel: Theoretisch ist es im Fußball ja ganz einfach, Erfolg zu haben: Man muss weniger Tore kassieren und mehr Tore schießen. Das ist auch unser Plan, daran hat die Mannschaft gearbeitet.
SPIEGEL ONLINE: Wenn es so einfach ist: Warum hat das mit dem Fußball zuletzt nicht mehr geklappt in Dortmund?
Dickel: Die Gründe dafür wurden oft genug genannt und diskutiert, ich wiederhole sie aber gern noch einmal. Es war eine unglückliche Mischung aus Verletzungen, mangelndem Training, Pech und auch individuellen Fehlern. Fehler, die so nicht mehr passieren werden. Davon bin ich überzeugt.
SPIEGEL ONLINE: So wie Sie im Verein nach Gründen für die Krise suchten, hat sich auch der Rest von Fußballdeutschland den Kopf darüber zerbrochen, was schief läuft beim BVB. Manch einer glaubt, Klopp sei nicht mehr der Richtige für den Job.
Dickel: Ich kann es nicht mehr hören, diese Experten sollen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Jürgen ist der beste Trainer, den Dortmund haben kann, er passt zu uns wie kein anderer. Kennen Sie die Trainerentlassungsstatistiken?
SPIEGEL ONLINE: Welche meinen Sie?
Dickel: In 50 Prozent der Fälle hilft es, den Coach zu wechseln. Bei der anderen Hälfte geht es so oder schlechter weiter. Wozu also das Risiko eingehen? Doch nicht nur, weil es alle anderen so machen. Der BVB hat das nicht nötig.
SPIEGEL ONLINE: Halten Sie auch die Kritik an Klopps kräftezehrendem Spielstil für überzogen?
Dickel: Als ob Dortmund die einzige Mannschaft wäre, die viel rennt! Die Diskussion ist doch Kappes. Als es gut lief, haben uns genau dafür viele gelobt, auch Menschen mit Fußballsachverstand. Trainer haben versucht, sich Dinge bei uns abzugucken. Es ist scheinheilig, zu sagen, dass das plötzlich alles schlecht ist.
SPIEGEL ONLINE: Als Stadionsprecher sind Sie dafür verantwortlich,
für Emotionen auf der Tribüne und auf dem Platz zu sorgen. Täte dem BVB vielleicht manchmal etwas mehr Nüchternheit gut?
Dickel: Warum sollten wir uns verstellen? Einen Gang zurückschalten, das können wir nicht, wir können nur Vollgas. Und ich werde jetzt ganz sicher nicht damit anfangen, die Fans vor den Spielen zur Mäßigung aufzurufen. Wenn ich kommende Woche unser erstes Heimspiel gegen Augsburg anmoderiere, werde ich alle im Stadion dazu auffordern, bis zum Ende zu kämpfen.
SPIEGEL ONLINE: Es gab zuletzt sogar eine Diskussion darum, ob die Dortmunder Fans zu nett zu ihrer Mannschaft sind.
Dickel: Das ist absurd. Unsere Anhänger haben eine tiefe Verbundenheit mit dem Verein, sie sind dankbar für sechs wunderbare Jahre voller Fußballgenuss. Von denen haut keiner einfach so in den Sack, auch wenn er derzeit unzufrieden ist.
SPIEGEL ONLINE: Sie sagen von sich, dass Sie 24 Stunden am Tag im Auftrag des BVB unterwegs sind. Für viele Fans sind Sie das Gesicht des Vereins. Mussten Sie auch einstecken in den vergangenen Monaten?
Dickel: Beschimpft wurde nicht. Aber es war schlimm genug, wenn jemand zu mir kam, und sagte: 'Es tut mir so leid für euch'. Keiner will Mitleid. Und wir haben auch gar keines nötig.
Zur Person
Norbert Dickel, Jahrgang 1961, ist ein ehemaliger Fußballprofi. Er spielte in der Bundesliga für den 1. FC Köln (1984-1986) und Borussia Dortmund (1986-1990), musste seine Karriere aber schon im Alter von 28 Jahren aufgrund eines Knieschadens beenden. Beim 4:1-Sieg des BVB im DFB-Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen traf Dickel zweimal. Seit der Saison 1992/1993 ist er Stadionsprecher von Borussia Dortmund und arbeitet in der Marketingabteilung des Klubs.
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